Kneipp-Gesundheitsvisite September 2024
Kneippen hilft bei… Beschwerden im Be-reich der Lendenwirbelsäule
Die fünf Lendenwirbel mit den dazugehörigen Bandscheiben bilden den unteren Abschnitt unse-rer Wirbelsäule. Unter dem Begriff Lendenwirbelsyndrom werden die, meist sehr schmerzhaf-ten, akuten und chronischen Krankheitsbilder in diesem Bereich der Wirbelsäule zusammenge-fasst: Ischiassyndrom, Bandscheibensyndrom, Bandscheibenvorfall, Lumbago und meist akut der „Hexenschuss“.
Beim Ischiassyndrom werden, meist durch Verschleißerscheinungen der Bandscheiben und Wirbelkörper, Nervenwurzeln des Ischiasnervs gereizt. Eine abrupte Bewegung oder das Heben einer schweren Last kann dann den akuten Schmerzanfall in der Lendengegend auslösen; die Schmerzen strahlen in das linke oder rechte Bein aus. Begleitend können Lähmungserschei-nungen und Taubheitsgefühle auftreten.
Der Hexenschuss (akuter Lumbago) tritt ebenfalls oft nach plötzlichen Bewegungen oder nach dem Heben von schweren Lasten auf, kann aber auch durch Kälte, Nässe oder Zugluft ausge-löst werden. Die Schmerzen können über den Ischiasnerv in ein Bein, manchmal auch in beide Beine ausstrahlen. Vergehen Schmerz und Steifigkeit nicht nach zwei Wochen, kann der akute Hexenschuss in ein chronisches Stadium übergehen.
Auch der Bandscheibenvorfall ist eine plötzlich auftretende schmerzhafte Erkrankung, die zum Teil mit starken Rückenschmerzen sowie mit Lähmungen und Sensibilitätsstörungen verbunden sein kann. Ausgelöst wird der Bandscheibenvorfall durch das Heben oder Tragen von schweren Lasten. Auch ihm liegt meist ein Verschleiß der Bandscheiben zugrunde.
Dem Lendenwirbelsyndrom liegen meist Verschleißerscheinungen der Wirbelsäule und der Bandscheiben zugrunde. Dadurch werden Nervenwurzeln gereizt. Die Schmerzen führen zu Verspannungen in den Muskelsträngen und zu Zwangs- und Schonhaltungen. Bewegungsab-läufe werden gestört und Wirbelgelenke blockiert. Auch Rückenschmerzen können sich verstär-ken. Ungünstige, abrupte Bewegungen und hohe Druck-Belastungen (z. B. durch das Heben und Tragen schwerer Lasten) können dann akute Schmerzattacken auslösen. Zur Linderung der Schmerzen ist (Bett-)Ruhe und Wärme angebracht, nach dem Abklingen der akuten Be-schwerden ist Krankengymnastik sinnvoll.
„Sollte aber dennoch jemand gar keine Gelegenheit zu körperlichen Arbeiten finden können, so möge er, so gut es geht, durch die in neuerer Zeit vielfach eingeführte Zimmergymnastik Ersatz dafür suchen. Die Zimmergymnastik bringt dem Körper mehrere Vorteile. Es werden viele lästige Gase ausgeleitet, das Blut kommt in größere Bewegung und wird den äußersten Körperteilen zugeführt. Die einzelnen Muskeln des Körpers werden geübt und gestärkt. Überdies wird die Wärme desselben erhöht und sowohl die Transpi-ration als auch die Verdauung gefördert.“ Sebastian Kneipp
Auch Kneippsche Wasseranwendungen sind beim Lendenwirbelsyndrom hilfreich. Sie fördern die Durchblutung und können Schmerzen lindern:
• Lumbalguss (ansteigend)
• Rückenblitzguss im Rahmen von Rehamaßnahmen nach entsprechender Prüfung der Kreislaufsituation. Im akuten Stadium [des Hexenschusses] sollte auf den Blitz-guss jedoch verzichtet werden.
• ansteigende Fußbäder führen reflektorisch zur Durchblutung der Rückenmuskulatur und damit zur Entspannung
• heiße Packungen (z.B. Heusack)
• Fangopackungen, Moorbäder (Vorsicht: Kreislaufbelastung!)
Auch eine Leibvergrößerung durch Blähungen und Stauungen im Darmbereich führt häufig zu Rückenschmerzen: Der vergrößerte Darm verursacht einen Zwerchfellhochstand und engt dadurch die Lunge ein. Der Betroffene atmet nur noch vermindert Sauerstoff ein. In der Folge wird die Statik im Lendenbereich gekippt, wodurch sich die Rippenstellung verändert und die Lunge dadurch maßgeblich vergrößert wird. Das Kneippsche Element der Heilpflanzen kann helfen mit entblähenden Tees wie Fenchel, Anis und Kümmel – um Blähungs- und Gärungszu-stände im Darm vermeiden. Und noch mehr:
• Melisse und Hopfen als Tee zur vegetativen Entspannung
• Johanniskraut zur Stimmungsaufhellung
• Heublumen als Badezusatz (Dreiviertelbad)
• Arnika (als Salbe zur äußerlichen Anwendung)
• Weidenrinde (als Fertigpräparat)
• Verabreichungen von hautreizenden pflanzlichen Arzneimitteln über der Wirbelsäule nach ärztlicher Verordnung
Wichtiger Hinweis: Kneipp-Anwendungen in jedem Fall nur nach Rücksprache mit dem Arzt anwenden.
Dieser Beitrag erscheint im Kneipp-Journal September/Oktober 2024.